Dieser Ustermer Breakdancer träumt von Olympia

Theo Diedenhofen ist überzeugt: Breaking ist viel mehr als ein Tanzstil. Es ist Kultur. Der Ustermer weiss, wovon er spricht: Erst kürzlich erreichte er die Top 4 des schweizweiten Red Bull Breaking Contests.


Louis Schäfer,

 

Theo Diedenhofen zeigt einen Freeze am Red Bull BC One Cypher Switzerland. Foto: Ondrej Kolacek

Nach langjährigem Ringen wird Breaking, wie Breakdance in der Szene genannt wird, zur olympischen Disziplin. Die Faszination für Breaking ist in der Schweiz auch auf lokaler Ebene vertreten. Der talentierte Ustermer Breaker Theo Diedenhofen, in der Community als Teddy bekannt, erreichte kürzlich die Top 4 in einem schweizweiten Breaking Contest. Er setzte sich am Event gegen eine Vielzahl an Teilnehmern durch, was er mit hohem Trainingsaufwand erreicht hatte.

 

Verständnis für skeptische Stimmen

Auf die Frage, ob er an den olympischen Spielen teilnehmen werde, schmunzelt Teddy. Er sagt bescheiden: «Ich bin mit dem Erfolg bei Red Bull zufrieden, aber andere hätten meinen Platz ebenfalls verdient. Bei Olympia haben andere mir gegenüber bereits einen Vorsprung.»

 

Theo Diedenhofen, 28 Jahre alt, ist in Wermatswil aufgewachsen und lebt derzeit in einer Wohnung in Uster. Er hat einen Master in Gesundheitswissenschaften an der ETH Zürich abgeschlossen. Neben dem Studium bleibt Hip-Hop seine Leidenschaft. Er hängte ein Bachelorstudium in urbanem und zeitgenössischem Bühnentanz an.

Der Ustermer Theo Diedenhofen ist in der Breakdance-Szene aktiv. Foto: PD

 

Er hält es grundsätzlich für eine positive Entwicklung, dass Breaking olympisch wird. Andere Stimmen aus der Community befürchten jedoch, dass die Kreativität im Breaking unter diesem Schritt leiden könnte. Der Tanzstil wurde in den 1970er Jahren in Amerika von Jugendlichen auf den Strassen der New Yorker Bronx erfunden. Da er jetzt mit Regeln des Internationalen Olympischen Komitees ausgetragen werden soll, herrscht Skepsis. Teddy versteht diese Sicht.

 

Tanzen gelernt in der Community

Derzeit betätigt sich der Ustermer als Freelancer und arbeitet als Künstler, Fotograf und Trainer. «Meine Faszination für Breaking begann, als mir ein Freund in der Pfadi einen ‹Freeze› vorgezeigt hat», erinnert er sich. Unter einem Freeze versteht man eine Tanzposition, in welcher der Breaker in einer schwierigen Haltung ausharrt und wie eingefroren scheint. Seine ersten Schritte lernte Teddy im Wetziker Tanzstudio Lordz. Zu dieser Zeit trainierte er vor allem Akrobatik und Kung Fu.

Nach zehn Jahren Breaking begann Teddy, den Tanz zur Priorität zu machen, und vertiefte sein Wissen über die Kultur des Hip-Hop. «In dieser sind nebst Breaking Rap, DJing und Graffiti-Writing zentral», erklärt er. «Das gehört alles zusammen und wird vermischt.» Wirklich Tanzen gelernt hat er in der Community, wo er verschiedene talentierte Breaker traf.

In kleinem Kreis haben sie ihm vieles gezeigt und er konnte einiges lernen. «Tiefer verstehen lernt man den Stil ausserhalb der Schulen, die aber ein guter Anfang sind.» Obwohl die kleine Schweiz auch eine kleine Szene aufweist, verfügt sie über viele aktive Mitglieder. Im Sommer gebe es beinahe jede Woche Events, schwärmt Teddy. «Viele davon sind international. Es versammeln sich dort Breaker, Graffiti-Künstler, und es kommt vor, dass kleine Stücke aufgeführt werden.»

 

Keine heile Welt

Nebst der Olympiafrage gibt es in der Breaking-Community noch weitere Herausforderungen. Die Szene ist von aggressiven Competitions geprägt und männerdominiert. Ansatzweise seien jedoch Änderungen sichtbar, betont Teddy. «Ältere Mitglieder sagen, die Wettkämpfe würden heutzutage weniger aggressiv ausgefochten. Es gibt zwar weniger aggressive Wettkämpfe, aber das ist auch gesund.»

Auch bezüglich Frauen finde ein Umdenken statt. Die Haltung, dass Frauen Probleme beim Breaken haben könnten, weil sie körperlich weniger stark wären, war lange verbreitet. «Das ist Unsinn», stellt Teddy klar. Um weiblichen Breakdancern eine Plattform zu bieten, hat Red Bull bereits eine eigene Kategorie für «B-Girls» eingeführt. Man sei auf dem Weg zu mehr Inklusion, was Teddy als positive Entwicklung betrachtet. «Doch es ist noch ein weiter Weg».

 

Veröffentlicht hier: https://zueriost.ch/gesellschaft/2023-06-21/dieser-ustermer-breakdancer-traeumt-von-olympia