Laute Bässe stiegen die Baumenstrasse empor: Das Reeds-Reggae-Festival in Pfäffikon begeisterte das Publikum trotz ausgetauschtem Main Act und Sturm.
Am Samstag herrscht auf dem Campingplatz oberhalb der Badi Pfäffikon ein gemütliches Treiben. Besucher haben Wohnmobile und Zelte aufgestellt. Kinder spielen Fussball, überall hängen Reggae-Flaggen – und in der Luft Gerüche von frischem Essen und Räucherstäbchen.
«Des einen Freud ist des anderen Leid», meint eine Anwohnerin, als sie die Klänge hört. «Andererseits ist endlich mal etwas los hier in Pfäffikon.»
Wettertechnisch sieht es für die rund 3300 Besucher am Samstag besser aus. «Das notorisch schlechte Wetter ist am ‹Reeds› offenkundig und sorgte 2014 beinahe für das Aus des Festivals», sagt Janine Brawand, Kommunikationsverantwortliche des Festivals.
Essensangebote und Verkaufsstände laden zum Verweilen ein. Das diesjährige Motto «It’s a family thing» passt zur regionalen und lokalen Verwurzelung des Festivals.
Der Zürcher Künstler Elijah eröffnet um 13.30 Uhr den zweiten Festivaltag. Das Publikum singt freudig mit. Darauf folgt die Südamerikanerin Samora.
Begleitet von ihrer Band und Tänzerinnen bringt sie mit einer Mischung aus Reggae und Pop lebhaftes Tanzen in die Reihen. Überzeugend sind auch die italienischen Zwillingsbrüder Jacopo und Lorenzo Garzia (Mellow Mood) sowie die Jamaikanerin Jaz Elise.
Um 22.30 Uhr rennt schliesslich der Headliner Anthony B auf die Bühne. Er ersetzt Ky-Mani Marley, Bob Marleys Sohn, der seine Tournee aus persönlichen Gründen absagte.
Beim Mittagessen vernahm man einige Stimmen, die sich Marley gewünscht hätten. Während des Konzerts des Jamaikaners Anthony B ist davon allerdings wenig zu spüren: Das Publikum wippt mit und schwenkt bis tief in die Nacht – auf Anregung des Sängers – die Arme in die Luft.
«Ich bin hier, weil mir Freunde gesagt haben, das Reeds sei ein Reggae-Festival, das immer gut läuft. Das Festival findet an einer guten Location mit guten Menschen statt. Es gefällt mir hier, und nächstes Jahr will ich wieder kommen. Das Einzige, was ein bisschen fehlt, sind afrikanische Künstler, die afrikanische Musik spielen. Es leben viele Afrikaner hier, die das Djembé beherrschen.»
«Heute ist zum Glück besseres Wetter als gestern, und die Sonne scheint sehr schön. Das Reeds gefällt mir gut, da man hier eine entspannte Atmosphäre geniessen kann. Man erhält eine Auszeit, unter anderem auch von politischen Diskussionen. Allerdings bin ich auch freiwillig als Rettungsschwimmerin hier und schaue, dass nichts passiert.»
«Das Line-up ist dieses Jahr mega cool. Ich finde es toll, dass ein paar Frauen dabei sind, und Anthony B ist natürlich immer grossartig. Es gibt Festivals, an die ich nur wegen des Line-ups hingehe. Hier komme ich sowieso hin, weil es einfach cool ist. Ich mag auch das Essens- und Freizeitangebot. Sie haben sehr aufgestockt in denen vergangenen Jahren, und das finde ich super.»
«Primär sind wir hier, weil das Festival megalässig ist. Wir sind aber auch hier, weil wir mit unserem Hilfswerk UP Development Geld für Lernzentren in Ghana sammeln wollen. Für 150 Franken erhält man am Stand eine Tätowierung. Die Hälfte davon geht an das Hilfswerk, die andere erhält der Tätowierer. Am Reeds werden wir wohl 100 Tätowierungen durchführen.»
«Ich habe schon ein paar Mal hier performt. Ich eröffnete im Jahr 2018 zusammen mit Open Season das Festival. Die Atmosphäre am Reeds ist liebevoll. Die Leute sind hier für die Musik und um zusammen zu sein. Bevor man spielt, sind die Leute sehr ruhig und warten nur auf die Musik, das ist schön und einzigartig. In der Schweiz freue ich mich vor allem auf das Thunfest, wo ich am 12. August performen werde.»
Veröffentlicht hier: https://zueriost.ch/lifestyle/2023-07-23/zu-karibischen-rhythmen-wippen