Wettertechnisch gestaltet sich die diesjährige Obstsaison schwierig: Wetterwechsel und Unwetter fordern die regionalen Landwirte. Doch bisher haben sie sich wacker geschlagen.
Landwirte sind überaus stark von Wetterphänomenen betroffen. Ihre Prognosen hinsichtlich der saisonalen Wetterlage bestimmen die Planung, den Einsatz von Pestiziden und schliesslich den Ertrag – also ihr wirtschaftliches Überleben.
Während der bisherigen Obstsaison wechselten sich nasskalte mit sehr trockenen und warmen Wetterphasen ab. Dies hat zu vielerlei Problemen geführt. Die Landwirte klagen über Mehrkosten durch Bewässerungsanlagen, gestresste Obstkulturen und viele Schädlinge.
Auch Überschüsse in der Erdbeerernte sorgten für Probleme. «Man kann bei Wetterextremen nie wirklich durchatmen, da man immer wieder auf die Wechsel reagieren muss», sagt Robert Portmann, landwirtschaftlicher Leiter des Juckerhofs in Seegräben.
Extreme Wetterlagen seien vermutlich in Zukunft des Öfteren zu erwarten. Der Landwirt bleibt dennoch zuversichtlich: «Das Wetter kann ich nicht kontrollieren, aber ich rechne mittlerweile mit diesen Extremen und treffe die richtigen Entscheidungen.»
«Wegen des nasskalten Wetters im Frühling lief die Bestäubung nicht richtig an», erinnert sich Thomas Oswald, Leiter von Fruchtig frisch – Oswald in Rüti.
Der übermässige Regen schadete den Beerenkulturen zwar, aber der Landwirt konnte trotzdem eine gute Ernte einfahren. «Der Ertrag war nicht riesig, aber die Ernte verlief definitiv nicht schlecht.» Die nasskalten Tage sorgten auch dafür, dass sich Schädlinge stark verbreiten konnten.
«Dieses Jahr hatten wir eine extrem grosse Anzahl an Schädlingen», erklärt Patrick Vollenweider, Co-Leiter des Talacherhofs in Illnau. «Wir haben viele biologisch produzierte Abwehrmittel eingesetzt.» Nur im Notfall habe er zu herkömmlichen Pestiziden gegriffen. Auch die anderen Landwirte klagen über Schädlinge.
Patrick Vollenweider hatte bisher eine gute Saison.
«Nach der nasskalten war dann die trockene Phase im Juni ein Problem», sagt Oswald. Er musste teure Bewässerungsanlagen einsetzen. «Die Erdbeeren entwickelten sich wegen der Hitze nur langsam, was die Staffelung durcheinanderbrachte.» Lange Zeit erntete er beinahe gar nichts und dann plötzlich sehr viel.
«Der Wetterumschwung liess überall Erdbeeren aus dem Boden schiessen», erinnert sich auch Vollenweider. Das drückte den Erdbeerpreis, da viele Bauern Überschüsse erzielten. «Das war problematisch. Wir haben dadurch zwar weniger verdient, konnten aber zum Glück alles verkaufen.»
Hinsichtlich der anstehenden Apfelernte gibt der Schweizer Obstverband (SOV) eine ernüchternde Prognose ab: 2023 wird es die tiefste Tafelapfel-Ernte seit zehn Jahren geben. Schätzungsweise hängen derzeit nur noch 86 Prozent der letztjährigen Vorjahresschätzung an den Bäumen.
«Ich schätze diese Ausfälle bei der Apfelernte als realistisch ein», erklärt Oswald. Die wechselhaften Temperaturen würden keine idealen Bedingungen für eine gute Ernte bilden. «Es könnte sogar noch weniger geben.»
Portmann lässt optimistischere Töne verlauten: «Es war anzunehmen, dass es durch den nassen Frühling kein top Apfeljahr geben wird.» Dies sei bedauerlich, aber für ihn sei die Qualität der Äpfel genauso wichtig.
Wenn er viele Äpfel habe und diese wegen schlechter Qualität nur als Mostobst verwenden könne, sei dies suboptimal. «Das Mengenziel haben wir in diesem Jahr nicht erreicht, aber die Qualität ist gut, dank der regenerativen Massnahmen. Das heisst, wir sind mit der bisherigen Ernte ausserordentlich zufrieden.»
Veröffentlicht hier: https://zueriost.ch/gesellschaft/2023-08-31/oberlaender-obstbauern-lassen-sich-nicht-unterkriegen