Uster Nach langem Warten kann die 10-jährige Flurina endlich wieder ins Schloss Uster. Turmbläser und eine Schlosswärterin machen es möglich.
Louis Schäfer, 25. Dec 2023
Am Samstag vor Weihnachten ist der Himmel über Uster bedeckt. Ein kühler Wind weht durch die Strassen, und nur der Mond vermag durch die Wolken zu dringen. Da und dort glitzert Weihnachtsschmuck, in einem Schaufenster lacht der Samichlaus. Es ist bereits dunkel. Einzig das Wahrzeichen der Stadt, das grosse Schloss, ragt leuchtend über den Hausdächern. Im Schlosshof sammelt sich gegen 19 Uhr eine kleine Menschengruppe. Sie ist gekommen, um das traditionelle Konzert der Turmbläser zu hören. Die Musikanten stehen bereits auf der Schlossplattform und treffen letzte Vorbereitungen. «Es ist immer wunderschön, hier zu spielen», sagt Erich Feurer, Trompeter und Co-Präsident des Militärspiels Uster. Nebst den Musikern sind in diesem Jahr besondere Gäste zugegen: die 10-jährige Flurina, ihre Mutter Karin und Stiefvater Daniel. «Die Familie kommt jeden Sonntag zur Schlossführung», erzählt Schlosswart Noldi Hürlimann. Er freut sich über den Event und das zunehmende Interesse am Schloss. «Allerdings müssen wir die Tore im November und Dezember jeweils schliessen.»
Schwierige Monate
Die Familie von Flurina lebt seit März nur zehn Minuten vom Schloss entfernt. «Flurina hat eine grosse Begeisterung für das Schloss, die sich niemand so richtig erklären kann», erzählt Mutter Karin. «Wir kommen sooft hierher wie möglich.» Auf dem Schloss gebe es immer wieder Neues zu entdecken, und man treffe nette Leute.
Da es die letzten beiden Monate keine Führungen durch das Schloss gab, sei es eine schwierige Zeit für Flurina gewesen, sagt die Mutter. «Damit es für sie einfacher war, kamen wir trotzdem vorbei und betrachteten das Schloss von aussen.» Neben dem Schloss besuchten sie einen kleinen Spielplatz. «Dass sie heute Abend wieder ins Schloss gehen kann, ist für sie das Allerschönste», sagt Karin sichtlich berührt. Ihre Anwesenheit ist den Turmbläsern und Schlosswärterin Nina Schett zu verdanken. «In Zeitungen war zu lesen, dass Flurina wegen der Schliessung Ende Oktober sehr traurig war. Deshalb haben wir sie und ihre Familie in den Turm eingeladen.»
Eine Überraschung zum Schluss
Mit grossen Augen lauscht Flurina den Turmbläsern. Sie haben von «O Tannenbaum» bis «Jingle Bells» 40 Weihnachtslieder im Repertoire und spielen rund eine Stunde lang. Auch Karin und Daniel sind begeistert. Die Mutter singt die Liedtexte mit, und nach jedem Lied ertönt auch aus dem Schlosshof tosender Applaus. Als das Konzert beendet ist, geht es für die Turmbläser weiter ins Restaurant. Dort essen sie argentinische Steaks und lassen bei guter Stimmung den Abend ausklingen. Flurina und ihre Familie hingegen machen sich auf den Weg nach Hause. Sie blicken auf einen schönen Abend im Schloss Uster zurück, einem Ort, an dem Weihnachtsträume wahr werden können.