Blastbeats und Headbanging am Meh Suff! Metal-Festival 2023

Das lange Warten hat ein Ende: Am 8. und 9. September findet in Hüttikon wieder das Meh Suff! Metal-Festival statt. Umgeben von Wäldern, fernab jedweder Zivilisation, wird dem Heavy Metal gehuldigt und gehörig gebechert.


Louis Schäfer,

 

Mortal Factor gibt unter donnernden Beats und flackernden Lichtern eine beeindruckende Show zum Besten. Foto: Louis Schäfer
Wir befinden uns im Jahr 2023 und die ganze Musikszene ist durch amerikanische Popmusik und nuschelnde Hip-Hop Künstler besetzt. Die ganze Musikszene? Nein! Ein von unbeugsamen Metalfans besuchtes Festival hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten.
 
Bereits frühmorgens transportiert ein Gabelstapler schwere Metallfässer durch die pralle Sonne zum Bierzelt. Düstere Gestalten mit langen Haaren warten bereits begierig auf das Bier und den nächsten Auftritt. Ihre schwarzen T-Shirts zeigen satanistische Symbole und Logos ihrer favorisierten Bands.
 
«Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst hierherzukommen», erinnert sich die etwas skurrile, aber liebenswerte Elona aus der Westschweiz. Sie arbeitet als freiwillige Samariterin am Festival und hat die Fans ins Herz geschlossen: «Die Leute sind alle supernett und helfen einander.» Ihre Augen stahlen während des Gesprächs: Sie ist begeistert.
 
 

Keine Kehle bleibt trocken, kein Kämpfer unbeschäftigt

Die Bands spielen wie Besessene. Bis tief in die Nacht sind an zwei Tagen insgesamt 20 Bands geplant. Dabei bietet jede Gruppe den Fans genau das, wofür sie gekommen sind: Echte Metal-Musik ohne Rücksicht auf Zartbesaitete und Duckmäusertum.

Watain speit Feuer auf der Bühne und zündet umgedrehte Kreuze an, sodass jeder Geistliche das Weite gesucht hätte. Der Masse gefällts, was durch Johlen und headbanging quittiert wird. Brutal Sphincter fordert die Fans zu Moshpits auf und die Fans beginnen freudig aufeinander einzudreschen.

Bleibende Erinnerungen erzeugt der Auftritt von Sólstafir. Im Vergleich zu den vorgehenden Black und Death Metal-Bands bietet die isländische Gruppe mit atmosphärischer Musik und cleanen Vocals eine gelungene Entspannung. Der Sänger Aðalbjörn Tryggvason tritt zu den Fans hinab und gibt einigen die Hand. Einige greifen nach ihm, als wäre er der nächste Messias. 

Jeder kommt auf seine Kosten: Der verhaltene Fan, der ein paar Bier trinkt und schaulustig das Spektakel geniesst, sowie der ruppige Metaller, der gerne seinen Kameraden eins auf Dach gibt. Wer sich umhört erfährt: Im Grossen und Ganzen war der Festival ein voller Erfolg. Nach dem zweitägigen Event darf der Metalhead wiederum auf die nächste Ausgabe des Meh Suff! gespannt bleiben.

 

«Krasses Festival, an das ich sicher wieder kommen werde»

Richard Lines (21; rechts im Bild) bereitet sich auf die ersten Auftritte vor.

«Der erste Festivaltag verlief von Anfang bis Ende genial. Mit Black, Death und Symphonic Black Metal war für jeden etwas dabei. Ich habe über den Instagram-Kanal von Carach Angren erfahren, dass das Festival stattfindet. Es ist meine Lieblingsband, doch sie haben mich zum Schluss ihrer Show mit dem Song «Like A Conscious Parasite I Roam» enttäuscht. Danach sind sie dann einfach abgehauen, die Bastarde! Jedenfalls habe ich vorher nicht gewusst, dass es in der Nähe von Zürich so ein krasses Festival gibt.»

 

«Geiler Auftritt mit geilem Publikum»

Mortal Factor (von links: Rene, Dave, Spiga) feierte am Festival ihr 20-jähriges Jubiläum.

«Alles hier am Festival ist perfekt organisiert von A bis Z. Unser Auftritt lief sehr geil, auch was das Publikum betrifft. Manchmal sind sich Schweizer Metalfans zwar zu Showbeginn etwas verhalten, doch dann, nach ein bis zwei Bier mehr, tauen sie auf. Zum Teil braucht es halt mehr Suff. Es kann zwar auch schnell passieren, dass ein bisschen zu viel getrunken wird, aber die Metalfans sind grösstenteils sehr friedliche und tolerante Leute.»

 

«Ich sage: Geniesst das Meh Suff!»

Vanessa (20) arbeitet als Dialogerin und besucht das Meh Suff! zum ersten Mal.

«Ich bin vor allem wegen Carach Angren hier. Das ist ein bisschen meine main band zurzeit und sie haben gestern gut abgeliefert. Die Fans hier sind auch mega freundlich, was man zuerst gar nicht erwarten würde. Sie sehen zum Teil ein bisschen aggressiv aus und schlagen in Moshpits aufeinander ein. So gibt es auch links- und rechtsextreme Leute, die manchmal aneinandergeraten. Doch die grosse Mehrheit sind sehr friedliche und tolerante Leute.»

 

«Eine gut organisierte und zuverlässige Zusammenarbeit»

Beatrice Derrer (51) aus Hüttikon ist Gemeindepräsidentin und war am Festival vor Ort.

«Zwischen der Gemeinde und den Veranstaltern des Festivals lief bisher immer alles bestens. Zu Anfang herrschte bei einigen Bürgern Skepsis gegenüber den düsteren Gestalten und es gingen einige Lärmbeschwerden ein. Jäger befürchteten zudem, dass Wild durch die laute Musik verscheucht werden könnte. Doch die Leute haben sich über die Jahre an das Festival gewöhnt und tolerieren es. Sogar ein religiöser Aufschrei aufgrund der satanistischen Musik blieb bisher aus.» 

 

«Die Location im Wald ist sehr geil»

Christoph S. (28) aus Pfäffikon ZH ist Festivalbesucher und Ingenieur im Energiebereich.

«Früher haben wir im Kollegenkreis viel Black und Death Metal gehört und ich habe auch lange in verschiedenen Bands Schlagzeug gespielt. Da führte natürlich kein Weg am Meh Suff! vorbei. Zurzeit höre ich zwar nicht mehr so oft Metal, doch es ist mittlerweile zur Tradition geworden, einmal im Jahr herzukommen. Es ist immer spannend zu sehen, was hier alles abläuft. Heute Abend freue mich vor allem auf Fleshgod Apocalypse, da ihre Musik auch Elemente aus der klassischen Musik beinhaltet.»

 

 

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